Montag, 14. April 2014

Mäuse



Neulich saß so eine kleine niedliche Maus auf unserer Garageneinfahrt. Offensichtlich etwas derangiert, denn sie machte keinerlei Anstalten, vor mir zu flüchten. Entweder sie hatte einen Unfall mit einem der auf dem Hof herumrasenden Autos oder aber sie war benommen, nachdem sie durch eine dieser Rattenfallen gestratzt war, die hier aufgestellt sind. Ich hatte Angst, dass ich sie beim Wegfahren mit dem Auto plätten könnte… das arme süße Ding! Also schob ich sie mit einem Briefumschlag vorsichtig von der Auffahrt. Ihre Gegenwehr war eher nicht der Rede wert, sie hat lediglich vorsichtig mit mir geschimpft.
Als ich später zurück kam, war sie verschwunden. 



Diese kleine Episode erinnert mich an eine Geschichte von damals. Also ich meine ganz damals, als ich noch zur Medifa –Medizinischen Fachschule- ging.

Wir hatten Anatomieunterricht im Anatomischen Institut… dort gab es einen Hausmeister, dessen Hirnwindungen nicht all zu sehr beleuchtet waren aber er war dennoch ein netter Kerl und freute sich offensichtlich immer über die Mädels, die zum Unterricht kamen und sich mal kurz mit ihm abgaben. Er war es auch, der uns in den Katakomben des Institutes erwischte, als wir neugierig umher schlichen und auf der Suche nach Abenteuern alte Särge öffneten und darin mumifizierte Leichenteile fanden. Für uns war damit der Gruselfaktor erfüllt. Er allerdings musste unbedingt noch einen drauf setzen, griff sich ein etwa 3 Meter langes Darmstück und ließ es über seinem Haupt wie ein Lasso kreisen. Sehr bizarr…

Ein anderes Mal, wir trafen gerade auf dem Hof ein, stand er über einem Papierkorb mit einer toten Maus in seiner einwegbeschuhten Hand. Was auch immer mir in dem Augenblick durchs Hirn sauste… ich forderte ihn auf, mir die Maus …eingepackt im Handschuh!...zu überlassen, was er sofort und voller Freude tat. Meine 2 Freundinnen, die mich auf diese Art Abenteuer immer begleiteten, freuten sich diebisch mit mir, denn die arme Maus sollte in der Federtasche einer unserer Mitkommilitonen landen.

Und da waren wir nun im Unterricht… alle an einer langen Tafel sitzend… wir natürlich gaaanz hinten, wo Rebellen, böse Schüler und Vollhorste für gewöhnlich sitzen… schön weit weg vom Lehrer… bereits gescholten wegen Zuspätkommens.  

Den Worten einer der langweiligsten und strengsten Lehrerinnen folgend… oder auch nicht… die Maus wartend in meiner Tasche auf ihre nächste Station…  … machte sich die Kunde meines Tascheninhaltes in unserer nächsten Umgebung breit, was natürlich für etwas Unruhe und einen steigenden Unmutspegel nun ebendieser Lehrerin sorgte.

Jetzt musste nur noch die Federtasche der dicken Doris aus dem Grüppchen der „Merkwürdigen“ in meine Reichweite. Keine Ahnung, warum ich gerade sie wählte, denn eigentlich mochte ich sie… aber vielleicht saß sie einfach im optimalen Abstand zu meinem Platz. Jedenfalls…fand die Maus in ihrer Federtasche ihre nächste, nicht ganz so ruhige Ruhestätte.
Die Federtasche landete… mit Hilfe ahnungsloser Helfer… samt Inhalt an ihrem Platz und es folgten nun einige Minuten Stille und Warten… bis dann ENDLICH die Federtasche geöffnet wurde und die Maus, nachdem sie erkannt und für tot befunden war mit einem Schrei und ziemlichem Schwung in unsere Richtung befördert wurde. Das war´s! Wir am Ende des Tisches wurden aus Lehrersicht in Windeseile als Unruheherd identifiziert und  mussten Fingerzeig: „Sie und Sie und Sie!“ zu dritt …Pardon! ...zu viert…  die Maus musste mit… ebenso in Windeseile den Unterricht verlassen.

Ich glaube wir haben die Maus dann standesgemäß bestattet und sind unserer bizarren Teenie-Neugier wieder in die Katakomben des Institutes gefolgt.

Arme Maus!

Montag, 7. April 2014

Alsterdorfer Fenstersturz



Mein Sohn kommt nach Hause und erzählt: „Mama, heute ist ein Mädchen aus der Parallelklasse aus dem 2. Stock gefallen…“

Muttern stehen ad hoc sämtliche von Epilierung und Rasur verschont gebliebenen Haare zu Berge…“WAS???!!! ...wie ist das passiert? …ist sie ok? …warst du dabei? …hast du das gesehen?“
„Nein…nur den Krankenwagen auf dem Hof…und die Mädchen, die uns entgegen kamen…nach der Pause… haben alle geweint…“
„Was ist denn passiert?“
„Die haben in der Klasse Verstecken gespielt… und das Mädchen saß auf dem Fensterbrett und hat nicht gemerkt, dass hinter ihr das Fenster offen war… da hat dann jemand den Vorhang mit Schwung zur Seite gerissen und sie sich so erschrocken, dass sie rückwärts aus dem Fenster gefallen ist.“
Muttern hoffnungsvoll, immer noch alle Haare aufrecht: „Worauf ist sie denn gefallen… Büsche?“
„Nein auf Rasen… ganz knapp neben so ein Ding, dass aussieht wie eine Gabel… sie ist eine ganze Schulstunde auf dem Hof behandelt worden“
„Ohgottohgott… das klingt nicht gut… gar nicht gut!“
„Ja…überall an ihrem Kopf war Blut…und die anderen haben noch den Fehler gemacht und haben ihr aufgeholfen…“
„Wie? Aufgeholfen?“
„Naja… die sind runter gerannt und haben ihr Aufstehen geholfen… sie war noch etwas tüddelig… ist dann aber gleich wieder umgefallen…“
Kinder, ist mir übel!

Am nächsten Tag frage ich meinen Sohn, wie es dem Mädchen geht…entspannenderweise hatte sie enormes Glück… lediglich eine Gehirnerschütterung, ein gebrochenes Handgelenk und einen gebrochenen Arm. Kinder scheinen manchmal aus Gummi zu sein… in diesem Falle beruhigend.



Himmel! Ich habe meinen Kindern sofort untersagt, mir jemals so einen Schrecken einzujagen. Denn auch wenn es den Anschein hat…nicht alle sind aus Gummi.