Unser
aktueller Bundespräsident war mal Pastor … meiner, um genau zu sein …na gut …
nicht nur meiner … aber immerhin hat er mich konfirmiert und rangiert in meiner Welt
in der Liste der Supermänner ganz weit oben.
Eines
schönen sonnigen Tages, als der Herr Gauck sich noch in einer Zwischenstufe der
Metamorphose vom Pastor zum Bundespräsidenten befand, die „Gauck-Behörde“
bereits „Birthler-Behörde“ genannt wurde, er aber schon sein Buch
veröffentlicht und Termine für Lesungen in ganz Deutschland hatte, suchte ich
nach eben jenen im Internet … und fand sie … hoppla … Hamburg hab ich versäumt …
aber Hannover … passt!
Das
Buch hatte ich mir bereits gekauft und darin gelesen. Und während ich das tat,
kamen die Erinnerungen meiner Kindheit und frühen Jugend wieder. Es war toll,
damals im Dunstkreis der Kirche reden zu können, wie einem der Schnabel
gewachsen war … nicht unterscheiden zu müssen, zwischen privater und öffentlicher,
sozialistisch tauglicher Meinung.
Ich wollte „meinen Pastor" schon immer mal
wieder treffen.
Dann war das jetzt wohl die Gelegenheit.
Gedacht,
getan. Also setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Hannover … keine wirkliche
Ahnung habend, was mich dort erwarten würde. Ich wusste nur, die Lesung würde
in einem Theater stattfinden … in welchem ich mich ziemlich weit hinten auf einen
Platz verkrümelte…
Ich
kam mir vor, wie ein Groupie … hatte niemandem von meinem Vorhaben erzählt und
saß jetzt hier … gespannt und etwas aufgeregt … denn eigentlich wollte ich ihn ja
persönlich treffen.
Die
Lesung war keine wirkliche Lesung. Es war eher so, dass er erzählte … so wie
früher … nur diesmal von früher.
Also meinem ganz damals ... wenn
die Kirche zu Weihnachten mehr als voll war … anders, als an normalen Sonntagen …
verstand er es, ihren kompletten menschlichen Inhalt mit seiner Predigt zu
fesseln und hier und da eine kleine Bemerkung mit einzubauen, weil das Publikum
angereichert mit Satsi-Mitarbeitern war. Und das so dezent, dass jeder wusste,
was er meinte, aber alle maximal innerlich grinsten.
Jaja …
unsere Freunde von Horch und Guck … so war das damals.
Nachdem
"mein Pastor" auch in Hannover das Theater mit sich und seinen Geschichten erfüllt hatte,
durfte man noch sein Buch zu ihm bringen und es signieren lassen.
Ich
muss dazu sagen, dass ich absolut kein Fan-Gen habe … ich habe noch nie
Autogramme gesammelt, nirgendwo stundenlang angestanden, um Karten für einen
sogenannten Superstar zu ergattern (Ich komme aus dem Osten, wir haben gefühlt unser halbes Leben in Schlangestehen investiert!), geschweige denn vor
Konzerthallen genächtigt … ich hatte nicht mal Poster an den Wänden.
Dementsprechend
deplaziert kam ich mir in der Schlange der Leute mit den zu signierenden Büchern
in den Händen vor. Ich hatte extra lange gewartet, um möglichst am Ende der
Schlange zu stehen. Als ich dachte, ich wäre so ziemlich die letzte, standen
blöderweise wieder irgendwelche Leute hinter mir. Egal… da musste ich jetzt
durch.
Als
in an der Reihe war, stutzte er kurz, umarmte mich und meinte: „Wir kennen uns.“
Lag vielleicht auch an meiner Anrede: „Hallo Pastor Gauck!“
Ich hörte ein
verlegenes, glucksendes Lachen … blöderweise kam es aus meinem Mund … und stammelte,
dass er für mich immer mein Pastor bleiben würde.
Super! Genau so hatte ich mir
ein Zusammentreffen vorgestellt: Genervte Leute hinter mir, er in Zeitdruck und
ich mit Wortfindungsstörungen.
Ob
er meinen Namen mit meiner Geschichte in Zusammenhang brachte, weiß ich nicht
genau. Ich hoffte es … allein deshalb, weil er seine Email-Adresse zu seiner
Widmung in das Buch schrieb. Ich verabschiedete mich brav, stieg mit meinem
veredelten Buch wieder ins Auto und raste beschwingt zurück nach Hamburg.
So
also fühlt sich ein Groupie.
Am
nächsten Tag zimmerte ich eine Email mit einer Menge Fragen an ihn zusammen und
schaute jeden Tag in meinen Email-Kasten ... Nix!
Leider gab es nie eine Antwort auf meine Mail.
Bin ich im Spam gelandet?
Wer weiß das schon ...
In meiner Vorstellung werde ich ihn eines sonnigen Tages als megareifes Groupie nach seinen zwölf Amtsperioden in einem Seniorenheim besuchen und ihm Löcher in den Bauch fragen, wir werden Tee trinken und uns über alte Geschichten kaputt lachen, die auf Jugendreisen passiert sind und ich werde ihm hoffentlich noch einmal danken können ... für seine Courage.
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