Donnerstag, 26. Juni 2014

"Mama... mir ist schlecht!"



Sommer. Ferienzeit. Rückreise.
Wir wollen in den Flieger nach Haus… nach Hamburg steigen.

Natürlich. Mindestens ein Kind hat Hunger. Schnell auf dem Flughafen in Barcelona noch ein arschteures Baguette in das 8-jährige gestopft, damit es aufhört, nach Futter zu verlangen und los kann es gehen. 
Moment! Ich möchte auch mal beißen und wissen, wie sich ein Euro anfühlt, wenn er die Kehle runter rutscht…

Meine Tochter und ich leiden beide unter Reiseübelkeit, deshalb schiebe ich die Party in meiner Magengegend während der Landung erstmal darauf. Mein Murmelkind hält sich zu dem Zeitpunkt noch ganz tapfer, wird aber zusehends stiller.

Gelandet… das Kofferband beginnt zu drehen.
Ein großäugiges weißnasiges Mädchen: „Mama… mir ist schlecht!“
Einem Bauchgefühl im doppelten Sinne folgend, habe  ich keinerlei Zweifel an ihrer Aussage. „Wollen wir uns mal eine Toilette suchen?“ Murmelkind nickt nur.
Ich nehme sie an die Hand, eile schnellen Schrittes über den Flughafen nebenbei einen Vortrag über Eventualitäten und Zwischenfälle haltend: „Wenn du nicht mehr kannst… dann lauf schnell da rüber… guck mal, hier sind überall Mülleimer… nicht hier auf den Bo…!“

Ich kann den Satz noch nicht einmal beenden, da erbricht sich mein geliebter kleiner Ableger direkt vor einer mit zwei Damen besetzten Bank, gegenüber den rotierenden Kofferbändern auf dem Flughafen unter wildem Geheul auf ihre und meine Schuhe.
Macht sie immer, wenn sie… immer schön kreischen vor Ekel.
Aus dem Augenwinkel sehe ich: Die Damen stehen jetzt auf der Bank und blicken angewidert.

Wir haben inzwischen noch etwas mehr Geschwindigkeit aufgenommen und rasen ohne rechts und links zu blicken auf die Tür mit der Strickmännchen-Dame zu. Beide mit lädierten Schuhen und mein Murmelkind mit bekotztem Ärmel.
Das Gebrüll hat sich gelegt.
Ich putze sie und mich. Kinder, ist mir schlecht!
„Geht’s dir wieder besser?“ Ihr allermunterstes Geplapper überzeugt mehr als das „Ja“ zum Einstieg.

Himmel! …was mach ich denn jetzt mit der Misere da draußen?
Ich muss zumindest Bescheid sagen, dass da jetzt keiner rein tritt. Würde ich mir ja auch von meinen Mitmenschen wünschen… wenigstens.

Vorsichtig Tür öffnen und um die Ecke linsen. Das menschliche Gewühl um die Kofferbänder hat sich verlaufen. Die Halle ist beinahe leer.
Gehe schuldbewusst mit gesenktem Kopf und munter plapperndem Kind an der Hand zum nächstbesten Flughafenmitarbeiter und beichte. Er weiß bereits Bescheid und hat eine Mitarbeiterin des Putzgeschwaders rekrutiert. 
Stammle Entschuldigungen im Schwall. Für ihn ist das in Ordnung.

Da wir an dem Putzwagen vorbei müssen, setze ich hier mein Gestammel fort. Die Mitarbeiterin des Putzgeschwaders hat den Blick der Damen auf der Bank… die inzwischen geflohen sind… übernommen.
Ich bedanke mich artig.

Wir werden wohl keine Freunde mehr… vielleicht im nächsten Leben.

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