Dienstag, 8. Juli 2014

Party auf Ostdeutsch



Das Wohnungsbauprogramm der DDR bestand im Wesentlichen daraus, Betonwüsten zu errichten, in denen möglichst viele junge Leute eine „schöne Neubauwohnung“ beziehen konnten.
Keine Frage, damit waren sie sehr glücklich. Es war immerhin besser, als mit zwei Kindern gestapelt in einem Zimmer zu hausen und sich Küche und Bad mit den Eltern zu teilen. Nachdem man über die neuen eigenen Wände genügend jubiliert hatte, war es Zeit, sich ein Pendant zum Plattenbau zu suchen. Dafür kamen dann gerne Schrebergärten in der Stadt oder Wochenendhäuser an Meer und See in Frage. Falls man denn Beziehungen oder eine tote Erbtante hatte.

Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch… soll heißen: die Eltern waren zu Haus oder verreist und diese, zur Naherholung genutzten kleinen Häuschen, wurden vom im Plattenbau aufgewachsenen Nachwuchs gnadenlos zu Party-Häuschen umgemünzt.
Es gab zwar keine Drogen im Osten... aber Alkohol. 
Getränke wie „Grüne Wiese“ bestehend aus Orangensaft und Blue Curacao oder Moulin Rouge, der Rotwein, Apricot Brandy und einen Schuss …Pfirsichsaft war es glaube ich… enthielt, färbten den grauen Ossi-Alltag herrlich bunt. Naja, für die Mädels zumindest. Die Jungs gossen sich dann doch lieber Nordhäuser Doppelkorn, Goldbrand oder in ganz schlechten Situationen Pfeffi-Likör hinter die Binde. Übel!
Kurz: Es wurde gebechert, wie verrückt und gepennt, wo man umfiel.

Die Mangelkultur der DDR erklärt vielleicht, warum dieses Land im Verbrauch in Sachen Alk immer unter den ersten drei in der Weltrangliste lag. Der Durchschnittsverbrauch harter Alkoholika stieg bis 1988 auf 16,1 Liter pro Kopf. Das sind 23 Flaschen!
Kein Wunder, dass auf dem Wege dahin die 0,0-Promille-Grenze eingeführt wurde.

Aber kommen wir zu den Helden unserer Geschichte.
Mike und Clemens waren über das Wochenende mit sechs anderen Halbstarken im Ferienhaus von Torsten eingefallen, hatten nun ein wenig „vorgeglüht“ und fuhren mit dem Wartburg von Mike in die nächstgelegene Ortschaft. Um ein paar Mädchen zu aufzureißen. Was sonst. Die schönste Sauforgie ist nix ohne Mädels.

Es war Sommer und Wochenende, auf den Straßen wenig los. Diese waren damals ja sowieso um einiges weniger befahren als heute.
Im Rückspiegel sah Mike ein kleines grün-weißes Auto und wurde, um die Promillegrenze wissend, zusehends nervös. Dieses äußerte sich wie folgt: „SCHEISSE, DIE BULLEN!“
Bemüht, möglichst unauffällig zu fahren, wählte er kurzerhand eine andere Strecke, was zur Folge hatte, dass sie jetzt parallel zu dem kleinen grün-weißen Auto durch ein Wohngebiet fuhren, es aber durch die Verbindungsstraßen immer noch sehen konnten. Unser Freund und Helfer konnte dieses aber ebenso.
„WAS MACHEN WIR DENN JETZT?!“

Clemens war für eine kurze Planänderung. Abbiegen in eine der Verbindungsstraßen und möglichst schnell vom Auto entfernen.
Gesagt, getan…
Problem: Clemens war während der Fahrt auf der Rückbank damit beschäftigt, sich eine stadtfeine lange Hose anzuziehen und mit dieser Aktion noch nicht ganz fertig, als der Wartburg bereits eingeparkt am Straßenrand stand. Blöd!

An der Hose nesteln und sich gleichzeitig mit dem Öffnungsmechanismus der hinteren Tür beschäftigen… wie ging denn noch mal diese neumod´sche Tür auf?
Und dabei nahte doch schon unser Freund und Helfer. Denn dummerweise war diese Verbindungsstraße eine Einbahnstraße und der Wartburg entgegen der Fahrtrichtung eingefahren und geparkt. Saublöd!

Mike stand bereits auf dem Trottoir und feuerte Clemens an, der immer noch mit Tür und Hose kämpfte, er möge sich BITTE beeilen.
Zu spät…
„Guten Tag, die Herren… Ihren Ausweis und Papiere bitte… haben Sie nicht gesehen, dass das eine Einbahnstraße ist?“
„Ähm…wir sind auf der Suche nach Zigaretten…“ versuchte Mike seine Fahne wegzunuscheln… In diesem Moment flog die Autotür auf, die sich endlich zur Kooperation erweichen ließ und Clemens konnte gerade noch verhindern, dass er mit weit geöffnetem Hosenstall vor den beiden Polizisten auf die Straße schlug.

Komik lenkt ab… würde ich sagen. So gaben sich die Uniformierten schmunzelnd mit dieser Aussage zufrieden und ließen es mit einem „Dududu! Aber nicht noch einmal!“ bewenden und zogen von dannen.

Clemens korrigierte sein Erscheinungsbild und dann sahen die Jungs zu, dass sie zügig den Rest der Einbahnstraße... in welche Richtung auch immer... bewältigten.

Ob sie es an diesem Abend schafften, Mädels zu rekrutierten, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich frage nach. Versprochen!

Übrigen... gesehen? Das Foto hat Ichnicht gemacht...Bin stolz auf ihn!

2 Kommentare:

  1. Hallo, dein Blog ist großartig! Wir würden dich daher gerne für den "Liebster-Award" nominieren! Auf unserem Blog findest du Näheres dazu. Grüße von Julie&Eve von kinderundso (julieundeve.blogspot.de)

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    1. Vielen Dank für die Blumen. Allerdings habe ich mich gegen diese Art Nominierungen entschieden. Ich möchte mich lieber auf die Inhalte meines Blogs konzentrieren. Fragen und Antworten gibt es bereits im Blog unter Wer bin ich? (http://normalerwahn.blogspot.it/p/blog-page_1931.html)

      PS: die Apfelrose werde ich SOFORT nachbacken!

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