Mittwoch, 1. Oktober 2014

Orientierungslose Fäkalien


Meine Großeltern lebten auf dem Land. Und wenn ich LAND sage, meine ich LAND. Ein Haus auf dem Acker mit Hühnerstall, ein unbewohnter Bauernhof und dann lange ... nichts. Es gab keine Straße, nur einen Sandweg, der am Haus vorbeiführte und am Bauernhof endete.

Ich muss so ungefähr vier Jahre alt gewesen sein, da feierten wir ein etwas größeres Fest in diesem Haus. Die ganze Familie, also auch Tanten und Onkel nebst Ableger, war anwesend und übernachtete auch hier. Das kleine Zimmer unter dem Dach teilten wir Kinder uns. Mein Cousin, der in meinem Alter war, und ich schliefen in Betten, die nebeneinander standen und nur durch einen schmalen Gang voneinander getrennt waren. Am Fußende des einen Bettes stand ein Kinderbett, in dem sein jüngerer Bruder schlief. Daneben ein Schrank und ein Ofen, gegenüber ein Waschtisch mit Eimer fürs kleine Geschäft. Plumpsklo für größere Aktionen war auf dem Hof. So war das damals.

Wie bereits erwähnt, war das Haus sehr einsam gelegen. Das bedeutet, wenn es abends dunkel wurde, war es auch dunkel. Also ohne Mondschein stockfinster ... handvoraugennichtsehenkönnenfinster. So war es auch an diesem Abend. Wir wurden zu dritt mit großem Trara ins Bett gestopft und sollten nun schlafen.  Währenddessen ging die Party weiter, von der wir aufgrund der Entfernung zum Wohnzimmer im unteren Stockwerk nichts mitbekamen. 

Nachdem die Mütter uns alleine gelassen hatten, redeten wir noch eine Weile in die Dunkelheit hinein. Sehen konnten wir einander ja nicht ... aber hören. Einer von den Jungs bemerkte, er müsste mal müssen. Im Dunklen den Eimer zu finden, wählten wir einstimmig ab und riefen mit Leibeskräften nach unseren geliebten Mamis, damit sie den Eimer für den Kleinsten von uns beleuchteten. Nix. Die Entfernung runter war ja ebenso groß, wie rauf. 

Inzwischen hatten wir uns gegenseitig angesteckt. Wir mussten jetzt alle drei und eine gewisse Verzweiflung machte sich breit, die uns aus unseren Betten trieb. Dunkelheit hin oder her. Im Osten hatte man uns im zarten Altern von einem Jahr zur Trockenheit erzogen. Das würden wir doch zwei ... drei Jahre später nicht wieder kippen! Also, wo stand jetzt der verdammte Eimer in dieser elendigen Dunkelheit? Wir stießen im Gang -blind wie die Maulwürfe- zusammen, was einigermaßen gruselig war und unser Rufen zu erschrockenem Geheule und Gekreische anschwellen ließ. Und dann trat ich in etwas Weiches. Ich schrie fortan noch eine Oktave höher und lauter als die beiden anderen, denn ich hatte da so eine Ahnung. 

Das konnte jetzt selbst im letzten Winkel des Hauses nicht mehr ignoriert werden. Die Mütter stürzten im Doppel die Treppe herauf und brachten Licht ins Dunkel und auf die zertretene Wurst auf dem Boden. Ich saß auf dem Boden neben der Bescherung und hielt meinen Fuß kreischend und angewidert möglichst weit von mir weg.
Wer für die Sauerei ursprünglich verantwortlich war, weiß ich natürlich nicht mehr …
Also ICH nicht!


Ichnicht zückt ein Foto aus seinem Fundus und blickt konsterniert. Ist aber diesmal wirklich unschuldig. Immerhin war er zu jener Zeit noch Quark im Schaufenster.

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