Mittwoch, 26. November 2014

Asien ... und seine Schätze

Immer noch Sri Lanka. 
Heute sind wir mit Mohamed verabredet. Natürlich kennt er sie auch ... die Dealer von Edelmetallen und –steinen. Wir sind gespannt, wohin er uns bringen wird.

Inzwischen haben wir so etwas wie einen Stamm-Tuk-Tuk-Fahrer. Sein Name ist Eddie. Er ist meist gründlich alkoholisiert aber einer von diesen Menschen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mal einer Fliege etwas zu Leide tun können. Anders gesagt, man muss ihn einfach mögen. 


Zu viert fahren wir also mit dem Tuk Tuk durch die etwas besseren Wohngebiete Negombos und halten vor einem Haus der singhalesischen Mittelklasse. Ein Mann öffnet uns. Er bittet uns herein. Hinter ihm sehe ich einige verhüllte Gestalten, die schnell noch den Raum verlassen, in dem uns Platz und Tee angeboten wird. Offensichtlich sind wir in einem muslimischen Haus. Der Raum ist sparsam eingerichtet. Gefliester Boden, zwei Ledersofas mit einem Tisch davor und an der gegenüberliegenden Wand eine Reihe von acht Stühlen. Gemütlich geht anders.

Unser Gastgeber verschwindet durch einen Vorhang in einen anderen Teil des Hauses. Wir trinken schweigend unseren Tee. Mohamed hat vor dem Haus Position bezogen und raucht mit Eddie um die Wette.

Der Vorhang scheint lebendig. Er ist ständig in Bewegung und kichert von unten nach oben. Offensichtlich werden die Damen des Hauses vor uns versteckt. Mit den Religionen ist das ja bekanntlich so eine Sache. 
Schwamm drüber ...

Unser Tee ist inzwischen leer. Wir warten immer noch. Hier hat man jede Menge Zeit. Endlich kommt der Herr des Hauses mit ein paar „Schatzbriefchen“ wieder. Das sind diese speziell gefalteten Papiere, in denen man Edelsteine aufbewahrt. Wir sehen. Saphire, Smaragde, Rubine und auch den einen oder anderen farbigen Diamanten in kleiner Größe. Hübsch. Aber nicht das, wonach uns der Sinn steht.


Mohamed wäre aber nicht Mohamed, wenn er nicht noch einen Plan B hätte. Die Fahrt geht weiter, diesmal in ein Geschäft. Eigentlich ist es geschlossen, aber da man uns bereits erwartet, wird uns Einlass gewährt. So also fühlt sich ein VIP. 

Uns wird mit einigem Stolz im Untergeschoss eine kleine Steinschleiferei (inklusive Vorführung) gezeigt, bevor es dann in die Schmuckausstellung geht. Es soll ein breiter silberner Armreif mit drei Türkisen, eingefasst in aufgelöteten keltischen Kreuzen werden. Alles kein Problem, so versichert man uns. Zum besseren Verständnis fertige ich schnell noch eine Zeichnung an und wir reisen hotelwärts. 

Die Wochen ziehen ins Land. Zwei Tage vor Abreise, werden wir immer noch vertröstet. So langsam sollten wir aber doch ... immerhin sind Silber und Steine bereits bezahlt. 

Am letzten Tag ist selbst Mohamed ratlos und nimmt uns mit auf die Suche nach dem Armreif. Diesmal ohne Eddie, der ist gerade nicht auffindbar. Im Geschäft erzählt man uns, dass man die Fertigung des Armreifs ausgelagert hätte. Wir fahren weiter, fragen unendlich viele Leute ... bzw. Mohamed tut dies ... und landen letztendlich vor einer verschlossenen Garage. Wir sollen warten. Es ist bereits dunkel und die Gegend wirkt wenig vertrauenerweckend. Das erste Mal in diesem Land habe ich ein wenig Fracksausen. 

Nach einer Weile kommt Mohamed in Begleitung einer ziemlich ausgemergelten und angetrunkenen Gestalt wieder. Die Gestalt öffnet die Garage und auf einem Schraubstock liegt ein Stück angekautes Silber mit halbfertigen Fassungen. Das keltische Kreuz ist ansatzweise eingeritzt.


Das sollte SO nicht!
Mohamed ist es sichtlich unangenehm.
Aber alles Aufregen nützt jetzt auch nix. Morgen geht´s nach Hause. 
Wir sehen es positiv. Immerhin hat die klapprige Gestalt den Armreif nicht komplett versoffen und ausgeraubt worden sind wir auch nicht. 

Am Tag der Abreise wartet eine Überraschung vor unserem Hotel: Eddie ist wieder aufgetaucht. Und er hat ein Geschenk zum Abschied für mich dabei. Einen Eddiefanten!


Es gibt ein paar Geschenke, die ich in meinem Leben bekommen habe, die mich unendlich rühren. Der Eddiefant ist eines von ihnen. 

Résumé: Ein gewisses Gottvertrauen zahlt sich in der Regel aus ... nicht immer aber oft. Sri Lanka ist eine landschaftlich wunderschöne und unendlich reiche Insel mit wahnsinnigen Möglichkeiten, freundlichen Menschen und fehlender Bildung. Wer sich mit einem recht niedrigen Lebensstandard anfreunden kann, mag hier sogar glücklich leben können. Ich komme gerne noch einmal wieder ... irgendwann ...

Fotos :  Ichnicht (ist mit dem Silberschatz in den Keller gestürzt, um ... wasweißich!)

Erster Teil: Asiens Kühle 
Zweiter Teil: Asien ... und nix anzuziehen

Freitag, 21. November 2014

Die olle Zahnfee


Haie sind Haie und haben ein Revolvergebiss und Kinder sind Kinder und haben ein Milchgebiss.  Dachte ich bisher.
Wenn ich allerdings so in den Kiefer meiner Murmel sehe, habe ich Zweifel an unserem Genpool. Hinter den unteren Milchzähnen, blicken mich zwei einträchtig nebeneinander stehende Nachkömmlinge an. Die Frontzähne wackeln zwar ein wenig, machen aber schon seit Wochen keine Anstalten, den Platz für die zwei auf der Parkposition frei zu räumen. Was soll´s. Ich baue darauf, dass sich die Natur schon ihr Recht nimmt. Und falls nicht …, finde ich einen Hai in der Familie jetzt auch nicht sooo schlimm.

Es ist mal wieder einer dieser Tage, an dem ich nach Einsammeln des Flummis und des Halbhainoch einkaufen muss. Wir laufen also gesammelt in einem dieser praktischen Märkte ein, in den man auf gefühlt eine Million Quadratmetern alles bekommt, was dem Haushalt gerade fehlt.

In der Getränkeabteilung angekommen fällt mir ein, dass ich ja noch Tiefkühlhimbeeren für Marmelade brauche. Also lass ich Flummi und Murmel mit dem Auftrag, schon mal „unser“ Wasser zu suchen kurz beim Einkaufswagen, rase zurück in die Tiefkühlabteilung und bin kurz vor dem Ziel, als es einen gellenden Schrei gibt. Die Tonlage ist mir bestens bekannt. Ich schliddere tempogeladen mit meinen Himbeeren bewaffnet um die Ecke und sehe das weit aufgerissene Mäulchen meines Murmelkindes, aus dem ein kleines blutiges Rinnsal läuft. Kurz ... Ruhe, weil ... sie schnappt nach Luft. Dann gibt es Schreinachschub. 
Der Flummi blickt schuldbewusst.

„Was ist denn passiert?“, frage ich bemüht ruhig, während ich in meiner Manteltasche nach einem Taschentuch angele. So schlimm ist es nämlich nicht. Das kann ich sehen. Aber auch, dass die Frontzähne meines Halbhais nicht mehr da sind.

„ErhatmiraufdenMundghnundnnsnmnznweeeeeeg!“ grölt es eine unverständliche Aneinanderreihung von Buchstaben.
„Bitte? Was ist passiert?“ frage ich nun direkt den Flummi, während ich Taschentuch und Himbeeren zu einer Kühlkompresse umfunktioniere und auf den Mund des Murmelkindes drücke.

Kleine Kinder bluten und die Kacke ist so richtig schön am Dampfen, wenn sie wahrnehmen, dass sie bluten. Wahrscheinlich haben sie Angst, sie könnten auslaufen oder sind gerade kaputt gegangen, auch wenn die Wunde noch so klein ist. 
Es dauert ein paar Jahre bis sich das relativiert. 

Der Flummi zuckt die Schultern und erzählt mir, dass das ja eigentlich Ichnicht war, seine Schwester ihn geschubst habe und dabei irgendwie in seinen Ellbogen gelaufen sei. Ja … nee … ist klar.
Aber dass das nicht mit Absicht passiert ist, ist auch der Murmel bewusst. Sie ist inzwischen wieder redefähig. Jetzt verstehe ich auch, dass das nächste und eigentlich viel größere Problem ist, dass ihre Zähne irgendwo zwischen die Getränkekisten geflogen sind. Ich verdrehe die Augen. Jetzt kann ja die bekloppte Zahnfee gar nicht kommen!


Welcher Vollhorst hat diese Trulla eigentlich erfunden? Nikolaus, Geburtstag, Weihnachten, Einschulung … reicht das nicht? Nein! Jetzt muss man auch noch nachts in die Kinderzimmer schleichen und blutige Zähne unter den Kopfkissen herauszerren, eine Kleinigkeit wieder dort einparken … unendlich bemüht, niemanden zu wecken. Und wehe man schläft aus Versehen vorher ein ...

Also robben wir, zur Freude alle Kunden und Verkäufer, zu dritt um die Getränkekästen und suchen die flüchtigen Frontzähne meiner Tochter bis wir sie gefunden haben. Das dauert natürlich eine Weile aber wir sind erfolgreich.

Die Tränen sind getrocknet, das Blut versiegt, die Himbeeren angetaut, die heiligen Zähne im Taschentuch gefangen ... jetzt können wir nach Hause gehen. 

Foto: Ichnicht (Der Arme ist immer noch damit beschäftigt, seine Unschuld zu beteuern.)

Mittwoch, 19. November 2014

Asien ... und nix anzuziehen

Ich bin noch immer auf Sri Lanka. Heute am Strand.

Die anderen Hotelgäste beobachten seit Tagen aus sicherer Entfernung das Treiben um uns herum. Die Strandverkäufer haben inzwischen alle Namen, schon das eine oder andere Strandtuch an uns verscherbelt und versuchen eine freundschaftliche Beziehung zu ihren neuen „Großkunden“ aufzubauen. Natürlich wollen sie uns alle nach wie vor ihre Großmutter verkaufen und wahrscheinlich auch noch andere ungeliebte Familienmitglieder. Aber wir sind ja neugierige Menschenkinder und gespannt, was noch so kommt.

Es werden ca. zweihundertfünfzig Kataloge für Damen- und Herrenbekleidung angekarrt, die in Begleitung von einem Stoffmusterbüchlein bei mir Zuflucht suchen. Ein Kleid für umgerechnet dreißig Euronen nähen lassen? Warum nicht … Bleibt das Geld wenigstens gleich bei der herstellenden Familie und unserem Stranddealer ... ohne Zwischenhändler. 
Das nenn` ich doch mal fair trade!
Blättere in den Katalogen, finde ein schlichtes Etuikleid und im Musterbüchlein einen hübschen blauen Stoff. Ein Gemisch aus Baumwolle und Seide. 

Mohamed kommt mit einer Näherin wieder und ich werde in Windeseile vermessen. In zwei Tagen soll mein Kleid fertig sein. Wir verabreden uns wieder mit ihm am Strand.

Natürlich ist das Kleid nicht in zwei Tagen fertig. Aber in fünf.  
Mohamed kommt diesmal ohne die Näherin und drückt mir das Kleid in die Hand. 
Auf den ersten Blick sieht es ja ganz hübsch aus. Ich möchte das Kleid anprobieren. Der Reißverschluss auf dem Rücken ist ganz schön kurz. Stülpe es trotzdem über meinen Bikini.
Und dann sehe ich es: Das das Kleid hat keinen einzigen Abnäher ... sie haben einfach zwei Stoffbahnen übereinander gelegt und zusammen genäht. 
So gehört das nicht! 
Ich stecke in einem Schlauch. Von Taille keine Spur. Ich reklamiere. 
Mohamed versteht was ich meine und verspricht Besserung.

Ziehe das Kleid wieder aus … oder besser: ich versuche es auf gleichem Weg zu verlassen, auf dem ich hinein kam.
Wir erinnern uns an den kurzen Reißverschluss im Rückenteil?
Genau … Problem!

Da stehe ich also vor versammelter Mannschaft im Bikini am Strand, ein kobaltblaues Kleid über dem Kopf, die Arme zappelnd in die Luft gereckt und fange in dieser Affenhitze langsam ernsthaft an zu schwitzen.

„Kann mir irgendjemand helfen … BITTE???!!!“

Mit Hilfe von starken Männerhänden werde ich wieder an die frische Luft gezerrt. Als ich wieder auftauche, entgeht mir nicht, dass wie von Zauberhand um uns herum der Strand leer ist. 
Bin ich den Stranddealern etwa peinlich? 
Mohamed verschwindet ebenfalls eilig ... mit Kleid unterm Arm. Aber nicht ohne vorher zu erwähnen, dass auch der Reißverschluss ausgetauscht werden muss.

Schön ... mal so zu zweit am Strand.


In zwei Tagen sind Mohamed und mein Kleid mit Abnähern und langem Reißverschluss zurück. Alle Strandverkäufer ebenfalls. Offensichtlich haben sie sich von ihrem Schock erholt. 

Das Kleid passt wie angegossen. Drehe mich voller Freude wie eine Prinzessin um mich selbst ... und bleibe wie angewurzelt stehen: Eins von diesen niedlichen kleinen Streifenhörnchen hat sich auf meinem Rock, der hinter mir im Sand liegt, niedergelassen und kaut gerade mit Leidenschaft ein Loch hinein.


Kleid sei Dank!
... Sonst hätte ich hier nix anzuziehen.

Fotos: Ichnicht

Erster Teil: Asiens Kühle 
Dritter Teil: Asien und seine Schätze

Montag, 17. November 2014

Verdammt guter Tag

Wir sitzen im Auto und das Lied "Verdammt guter Tag" von Culcha Candela läuft.
Bei der Liedzeile „doof, dass´ dir beschissen geht, doch uns scheint scheint scheint die Sonne aus´m Arsch …“, die ein Kinderchor singt, fängt mein Flummi an wild zu kichern und meint: „Das singen Kinder! Denen gehört der Mund mit Seife ausgewaschen!“


Äh … Moment! Von MIR hat er das jetzt aber nicht ... 

Ichnicht blickt pfeifend aus dem Fenster.

Freitag, 14. November 2014

Eisbeintrinken – Impressionen

Jedes Jahr Anfang November trifft sich in Hamburg internationales Publikum aus der Schifffahrtsbranche, fegt sich an rund fünfhundert Tischen (oder auch fünfhundert runden Tischen) ungefähr viertausend Kilogramm gekochte Schweinefüße rein, feiert sich selbst und knüpft im Brausebrand geschäftliche Kontakte - vorausgesetzt man kann sich am nächsten Tag noch daran erinnern. Aufgrund diverser alkoholischer Entgleisungen in den letzten Jahren, tauften wir das Eisbeinessen zum Eisbeintrinken um.

Ab und zu komme ich außerhalb meines Mutterdaseins ja doch noch mal vor die Tür und so möchte ich dieses Jahr dem Eisbeintrinken gerne beiwohnen. Allerdings bin ich spät dran. Vor dem CCH kommen mir die ersten Gestalten bereits schwankend entgegen. Am Eingang habe ich Angst, dass die vorauseilenden Augen eines Mannes in Schiffsuniform in der Drehtür eingeklemmt werden könnten, bevor er sie vollständig erreicht. Aber das Schicksal ist gnädig. Er wird von seinen Kollegen hineingeschubst und auch wieder herausgezerrt.

Ich werde in Empfang genommen, geherzt und geküsst,  habe meinen ersten Gin Tonic in der Hand und alsbald geleert. An der Bar beobachte ich einen Mann und eine Frau, die sich unterhalten. Genauer gesagt, er benutzt zum Reden seinen Zeigefinger und tippt mit jedem vollständig artikulierten Satz auf ihr Namensschild, welches auf ihrem nicht unerheblichen Vorbau prangt. Das Namensschild ist ziemlich groß. Da er trotzdem Schwierigkeiten hat, sein Ziel zu treffen, gehe ich davon aus, dass er bereits drei,acht im Turm hat. Gespannt auf ihren Busen starrend, betreibe ich weiter Konversation mit lieben Menschen, die ich lange nicht gesehen habe. Und da! Es passiert! Er verfehlt das Schild und sein Finger landet direkt auf … Ich sehe gerade noch, wie ihre Hand ausholt und mit Schmackes seine Wange trifft. Bääähm! Das hat gesessen. Jetzt kichert sie debil. Böser Teufel Alkohol! 


Unser Grüppchen beschließt, die Bar zu verlassen und die Tanzfläche zu probieren. Es ist ziemlich voll hier. Wir stehen zwischen Tanzfläche und Tischen in einem Meer von Glasscherben. Die Tische sind gefüllt mit angetrunkenen Gläsern. So ist das immer. Es gibt Getränke für lau und die Gläser werden achtlos irgendwo abgestellt. Es gesellen sich fremde Gläser dazu und man findet das eigene Glas nicht wieder. Na und? Holt man sich eben ein neues Glas. Wenn das die Kinder in Afrika wüssten!

Wir tanzen. Wild. Mein Tanzpartner nuschelt in einem fort, ich würde schweben wie eine Feder. Ist entweder ein Mantra oder eine versuchte Loriot-Imitation. Kurz darauf wird die Bühne von einem Helene Fischer Double besetzt. Peinliche Veranstaltung. Wir flüchten. 

Unser Grüppchen verliert an Menschen. Der eine oder andere findet den Weg von der Porzellanabteilung einfach nicht mehr zurück. Wir stehen noch immer am Rande der Tanzfläche. Helene2 bemüht sich redlich, ein paar Fans um sich zu scharren. Vor der recht niedrigen Bühne stehen fünf Bodyguards, die dieses Vorhaben aufgrund ihrer Größe ungewollt konterkarieren.

Als meine Freundin ihren Fuß hebt, steckt der Fuß eines zerbrochenen Weinglases in der Sohle ihres Stilettos. Ich würde es gerne fotografieren … Wo ist Ichnicht mit seiner Kamera, wenn man ihn braucht? Finde ihn mit gelöster Krawatte und geöffnetem Panzer unter dem Tresen. Er ist betrunken. Wir sollten gehen.

Donnerstag, 6. November 2014

Wenn es plötzlich still ist …

Der Flummi und die Murmel teilen sich noch ein Zimmer. 
Sie sind klein und überaus froh, nicht alleine schlafen zu müssen. Und außerdem spielen sie sowieso den ganzen Tag zusammen. Die Murmel hat die Ideen und der Flummi springt mit größter Freude auf diesen Zug auf und hilft ihr, alles umzusetzen, wenn es etwas schwieriger ist. Mit anderen Worten: ein perfektes Paar.

Dass dieses normalerweise mit einigem Geräusch vor sich geht, brauche ich nicht extra zu erwähnen. Aufmerksam sollte man werden, wenn es still ist. Mucksmäuschenstill. Dann ist für gewöhnlich etwas aus dem Ruder gelaufen. Zumindest aus Erwachsenensicht.

Es dauert eine Weile, ... bis ich höre, dass ich nichts mehr höre. Gehe schnellen Schrittes ins Zimmer der beiden und blicke in das breite Grinsen des Flummis. Das Murmelkind hat mich nicht kommen gehört. Sie hat die Ärmel hochgekrempelt -wenigstens das- und ist noch immer emsig damit beschäftigt, Tisch, Stuhl und Teppich mit dieser Creme ... dieser eklig festen, nicht einmal gut riechenden Creme, die wahrscheinlich allen Eltern unter dem Namen "Penaten" geläufig ist, und definitiv nur an den Windelpo gehört, einzucremen.


Ich stehe wie vom Donner gerührt im Türrahmen und winsele nur: „Aber Flummi ... wieso sagst du mir denn nichts?!“

Auch gemein, oder? Sie cremt und er hat versagt. 
Nun gut, mit zwei Jahren … sie weiß es nicht besser, sein Grinsen allerdings sagt … er schon.
Den Rest des Tages bin ich beschäftigt.

Ichnicht ist spurlos verschwunden. Die faule Kröte hat wahrscheinlich Angst, dass sie mithelfen muss. Hat mir aber wenigstens ein Foto dagelassen.

Dienstag, 4. November 2014

Sitzschuh und Stehkleid: NARACAMICIE

Sitzschuh und Stehkleid: NARACAMICIE: Dieses Foto wurde übrigens auf der Spanischen Treppe in Rom gemacht. Ich trage eine Bluse von NARACAMICIE . Und warum das? Weil sie ...

Montag, 3. November 2014

Asiens Kühle


Sri Lanka. Ankommen auf einem riesigen Flughafen, der irgendwie nicht ganz so in diese Breiten passen will. Wie dieser dahin kommt? Diese Geschichte ist weniger komisch. Wir erinnern uns an den Tsunami, das Erdbeben vom zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 im Indischen Ozean, der Land und Menschen in Massen verschlang. Auch Sri Lanka war betroffen. Die Bilder, die um die Welt gingen waren furchtbar und der Wille zu spenden groß. Nur … ein Großteil des gespendeten Geldes wurde auf dieser wunderschönen Insel in einen aberwitzigen Flughafen gesteckt, den dieses Land in der Dimension mit Sicherheit nicht braucht. Man landet, steigt aus und läuft … und läuft … und läuft. Gefühlt gleich über die komplette Insel. 
Moderne Technik. Von Personal allerdings keine Spur. Glücklicherweise haben wir keinen Ärger mit unserem Gepäck.


Der erste Morgen im Hotel. Nach Wegschlafen des Jetlags, sitzen wir am Frühstückstisch. Junge Männer laufen zwischen den Tischen hin und her und versuchen, Kaffee oder Tee für die entsprechenden Gäste zu koordinieren. Das gelingt ihnen offensichtlich nicht wirklich.
 „Coffee or tea, Sir?“
Madam wird erst gar nicht gefragt. Wundert uns das? Eher nicht.
„Coffee, please.“
Nachdem unser Kellner -und auch noch ein paar andere, die an unserem Tisch vorbeikommen, ausreichend oft an den Kaffee erinnert werden-  landet aber heute Tee an selbigem. Wie auch an allen folgenden Tagen … falls überhaupt etwas kommt. Die Jungs haben es voll drauf! Sollten vielleicht doch mal darüber nachdenken, mehr mit Mädels zu arbeiten.

Wir beobachten das bunt gemischte Volk im Saal um uns herum beim Frühstück und sind teilweise etwas unappetitlich berührt. Dieses brutale mit den Fingern im Reis mit Curry matschen, während die andere Körperhälfte aufgestützt auf Ellenbogen und Knie quasi unter dem Tisch verschwindet, ist für mich nur schwer zu ertragen. Aber was soll´s ... andere Länder, andere Sitten. Ich gehe zum Buffet und nehme ein Obst. Oder auch zwei. Und richte meinen Blick an einem Kühlschrank vorbei aufs Meer.


Während ich kaue, versammeln sich fünf Personen … Männer, um genau zu sein … vor dem einzigen mit Wein gefüllten Kühlschrank mitten im Raum. Sie reißen die Tür auf und reden … gestikulieren … einer schreibt etwas auf. Sieht aus, als wäre es eine Bestellliste. Der Kühlschrank steht immer noch offen. Sie zählen die Flaschen. Von oben nach unten. Und wieder von unten nach oben. Mein Eindruck: Um in diesen Breiten Nachschub für ein paar völlig überteuerte Weinflaschen zu ordern, braucht es fünf Leute vor einem Kühlschrank, der eine halbe Stunde offen steht und quasi gleichzeitig den Raum klimatisiert. Interessant. Aber der Sinn des Kühlens scheint hier sowieso auf kein sonderliches Verständnis zu stoßen. Warum auch. Fisch wird hier schließlich auch getrocknet und nicht gekühlt.



Wenn man so zwei bis drei Stunden am Strand unter Palmen liegt, muss man alle zwei Minuten einen der Strandboys davon überzeugen, dass gerade weder ein Holzelefant noch ein Strandtuch dringend benötigt wird. Dieses tut man, während man mit ihnen in immer größer werdender Runde kommunikativ im Sand sitzt, Zigaretten teilt und feststellt, dass sie alle irgendwie miteinander verwandt oder zumindest bekannt sind.

Bevor noch die Strandpolizei auftaucht und den Eindruck bekommt, es würde sich vor unseren Handtüchern eine Demo zusammen rotten, ist es Zeit für eine Pause im gegenüberliegenden Café auf ein nettes Kaltgetränk. Wir lassen die Beine von der Terrasse baumeln und saugen Cola aus Flaschen, die nur unwesentlich kühler als die Luft sind. Zu unserer Unterhaltung fährt nach kurzer Zeit ein Laster vor, dessen Kühlraum geöffnet ist, in welchem ein Singhalese quer auf Getränkekisten seine Mittagsruhe hält und den Schatten des Laderaumes genießt. Er rappelt sich hoch und späht aus der Tür. Offensichtlich erwartet er die vier Männer die gerade aus dem Café zu uns auf die Terrasse treten. Vier Männer, deren Job daraus besteht, drei leere Getränkekisten zum Laster zu tragen, die ihnen der Typ aus dem Laderaum abnimmt und durch volle Kisten ersetzt. Braucht man hier für alles, was mit Getränken zu tun hat fünf Männer? Jedenfalls erklärt dieses Handling die Temperatur unserer Getränke.


Am nächsten Tag ist Feiertag in Sri Lanka. Das bedeutet: Der Strand ist voll mit jugendlichen Singhalesen, die in kleinen oder größeren Grüppchen bis in die Nacht einfach nur am Strand herumstehen und sich an den drei mobilen Wagen vereinzelt etwas zu Essen kaufen. Schwimmen im Indischen Ozean gehen sie nicht, denn das haben sie nie gelernt. Alle Geschäfte sind geschlossen, auch die Bars und Cafés. Alkohol gibt es nur in einigen wenigen Hotels für die sich dahin zurückziehenden Touristen. 

In unserem Hotel ... hat auch der Kühlschrank Feiertag. Er ist ausgestellt.

Fotos: Ichnicht (ist schon wieder im Reisefieber und denkt darüber nach, Nelken und anderes Gewürz für einen Glühwein mitzunehmen)

Zweiter Teil: Asien ... und nix anzuziehen 
Dritter Teil: Asien und seine Schätze